Bökelberg

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Montag, 5. September 2011

Zwei in einem Gummiboot

Die wenigsten hatten wohl das Vergnügen, in der alten Heimstatt des FC Bayern mal ein Spiel zu verfolgen. Viele werden jetzt sagen "Moment mal, im Olympiastadion war ich schon gefühlte 100 mal!". Das mag sein, aber um die Stadiongeschichte des FC  Bayern zu beleuchten, muss man auch das "Stadion an der Grünwalder Straße" mit einbeziehen, das zwar als Inbegriff des Münchener Fußballs des TSV 1860 steht, in dem aber auch der FC Bayern ab 1926 seine Heimspiele (damals noch als Untermieter der Löwen) austrug. Und irgendwie ist seitdem die Stadionfrage eine leidige für die Fans der "Sechz´ger". Denn so gerne es die Löwen auch gehabt hätten, den FC Bayern wurde man nicht mehr los.


Das reine Fußball-Stadion liegt genau im Münchener Stadtteil Untergiesing etwa 6 Kilometer vom Marienplatz entfernt direkt an einer Hauptstraße. Gut erreichbar mit der U-Bahn baut sich das altehrwürdige Stadion von der Hauptstraße aus direkt vor einem auf. Alles schreit förmlich nach "Tradition" und da das Stadion weitestgehend in seiner jetzigen Form seit 1979 besteht, fühlt man sich auch aufgrund der vielen Altbauten drumherum in eine andere Zeit zurückversetzt. Gelebte Fußballgeschichte quasi, und genau das ist es auch, was dem "Grünwalder" auch das gewisse Etwas gibt.
Auch wenn alles alt, unkomfortabel und marode ist, fühlt man sich doch wohl in der kleinen Kiste, in der nunmehr die Zweitvertretungen der Löwen und der Bayern spielen. Gerne würden die Fans von 1860 wieder zurückkehren in ihre Heimat, doch aufgrund des Zustandes und der damit verbundenen Kapazitäts-Einschränkung auf ca 10000 Plätze bleibt das wohl ein nicht zu realisierender Wunschtraum.



Mit dem Bau des Olympia-Stadions für die Sommerspiele 1972 zogen die beiden Münchener Vereine in die neugebaute Schüssel. Zumindest für einen der beiden Clubs begann damit eine neue Zeitrechnung. Während der FC Bayern stets seine Heimspiele im Olympia-Stadion austrug, pendelten die Löwen bis 1982 zwischen Grünwalder Str. und Olympia-Park hin und her bis man schließlich gänzlich zurück in die alte Heimstätte in Giesing zurückging, und dort blieb bis man 1996 unter großen Fanprotesten aus wirtschaftlichen Gründen erneut und endgültig ins ungeliebte Stadion der Bayern umzog. 
Architektonisch ist das Stadion und die Lage eine Augenweide. Die Zeltdachkonstruktion ist in seiner Form sicherlich einmalig und ergibt ein tolles harmonisch Gesamtbild in Verbindung mit Olympia-Halle und Schwimmhalle ab. Vom nahegelegenen Fernsehturm hat man einen herrlichen Ausblick auf das komplette Areal inklusive dem ehemaligen olympischen Dorf. Das Stadion hatte zuletzt eine Kapazität von 69000 Zuschauern. Und auch wenn man bis auf 1995 dort so gut wie nie etwas zählbares mitnahm, sind viele Borussen immer gerne in dieses weite Rund gepilgert. Und die Stadt ist ja auch immer eine Reise wert. Die für jedermann zugängliche unter der Haupttribüne gelegene Stadion-Wirtschaft hatte von Bier über Weizen und anderen Leckereien auch einiges zu bieten. Auch gerade bei Spielen im Winter immer eine willkommene Möglichkeit sich aufzuwärmen und dem doch teilweise recht zugigen Rund zu entfliehen, wenn das Match gerade mal wieder nicht nach den Vorstellungen der VFL-Fans lief. 


Ende Mai 2005 hatte das Olympia-Stadion dann, was den Bundesliga-Fußball angeht, ausgedient. Die beiden alten Rivalen bezogen das auch für die WM 2006 neugebaute Stadion namens Allianz-Arena im nördlichen Münchener Stadtteil Fröttmaning. Direkt an der A9 lag jetzt also ein überdimensionales Schlauchboot vor Anker. 69000 Zuschauer finden auf drei Rängen Platz in der als "Elite-Stadion" klassifizierten Arena. Doch wirklich heimisch fühlt sich da nur der FC Bayern, während 1860 vom Miteigentümer zum Untermieter der Bayern wurde (man erinnere sich vor 79 Jahren war es genau andersrum). Beim Design der Außenhaut, die in 3 verschiedenen Farben beleuchtet werden kann, orientierte man sich am Baseler Stadion St-Jacob-Park, wo dieses Prinzip zum ersten mal angewandt wurde. Je nach gastgebender Mannschaft leuchtet es rot für den FCB, blau für die Löwen oder weiß wenn die DFB-Auswahl spielt. 
Die Gladbacher Borussia hatte am 5. August das "Privileg", das erste Bundesliga-Spiel dort gegen die Bayern zu bestreiten. Doch der erhoffte "Arena-Fluch" blieb aus und der VFL verlor mit 0:3. 

Die Fakten:

Anreise
Mit dem Auto über die A9 oder A99 ist die Arena gut zu erreichen. Ist man mt einem Kleinbus unterwegs, kann man auf dem Busparkplatz sein Gefährt abstellen, was den enormen Vorteil hat, das man 1. unmittelbar neben der Arena steht und 2. vom Parkplatz aus dirket auf die Autobahn auffahren kann. Mit dem PKW nutzt man entweder das Parkhaus direkt unter der Arena oder eines der umliegenden Parkhäuser. Die Parkgebühren belaufen sich auf 10 €. Zur Bezahlung später mehr. 
Mit der U-Bahn fährt man vom Marienplatz ca 10 Minuten mit der Linie U6 bis zum umgebauten S-Bahnhof Fröttmaning, der für die WM versetzt und erweitert wurde. Von da aus ist es allerdings noch ein amtlicher Fußmarsch von 15 Minuten. 

Gästeblock
Die Gäste-Fans dürfen auf dem 2. und 3. Rang platz nehmen, wobei der harte Kern aufgrund der Preisstrukur meist ganz oben unterm Dach die Stimmung verbreitet. Die Akustik ist ganz ok, verläuft sich aber ein wenig aufgrund der Größe der Arena. Die gefühlten 6000 Stufen bis zum Block hinauf tragen auch nicht gerade dazu bei, das man sich gerne dort hoch quält. Außerdem liegt auf halbem Weg nach oben die Stadionwirtschaft, in der man das Spiel ebenfalls auf Flachbildschirmen verfolgen kann. Und da man keinerlei Getränke mit in den Block hinein nehmen darf, ist das eine gute Alternative, Spiel und Bier zeitgleich zu genießen. 

Kartenzahlsystem
Das Prinzip der "Knappen-Karte" wurde auch in der bayrischen Landeshauptstadt übernommen und so kann man nur mit der Arena-Karte innerhalb des Stadions Essen und Getränke kaufen. Außerdem wird die Karte auch benötigt, um nach dem Spiel das Parkhaus wieder zu verlassen. Also darf man nicht vergessen mindestens 10 € auf der Karte zu lassen. Denn wenn man das nicht tut, kommen nochmal 10 € Bearbeitungsgebühr obendrauf. 

Fazit
Irgendwie ganz gut und irgendwie ganz nervig. Überdimensional, protzig und passend zum FC Bayern. Immerhin kann man die Arena noch als Stadion bezeichnen und nicht als Turnhalle. Darüber hinaus zieht bei Spielen in München eigentlich immer zum größten Teil die Stadt selbst als das Match (mit Ausnahme des 1. Spieltags dieser Saison). München ist also immer eine Reise wert, selbst wenn sie von einer Fahrt im größten Schlauchboot der Welt kurzzeitig unterbrochen wird!


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