Bökelberg

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Freitag, 11. Dezember 2015

Bankrotterklärung des englischen Fußballs - Nachbericht Manchester

Das war sie also, die Champions League. Ein letztes mal für diese Saison die Borussia international sehen. Diesmal in Manchester. 2 große Clubs unter der Fuchtel irgendwlecher dubiosen Geldgeber. Früher war mir City durchaus noch sympathisch und für United hatte ich nie was über. Die einen in der Hand der Glazer-Familie, die anderen haben ihre Seele an einen Scheich verscherbelt. Was soll man daran gut finden? Mit einem Wort: NICHTS!  Gut das es in dieser Stadt noch Leute mit Verstand und Herz für Fußballkultur gibt, denn mit dem FC United of Manchester haben ehemalige United-Fans dem von uns so geliebten Sport auf der Insel eine kleine Stadionromantik-Oase geschenkt. Sicher nicht das einzig gute Beispiel in Great Britain (siehe AFCWimbledon) aber leider musste die Borussia im Etihad-Stadium (in englischen Fachkreisen auch Emptyhad genannt) antreten und nicht im erst kürzlich eröffneten (vereinseigenen) Stadion des FCOM, dem Broadhurst Park. Letzteres wäre die deutlich angenehmere Anlaufstelle gewesen. Das der damals für die Commomwealth Games errichtete und für den Fußballbetrieb mehrfach umgebaute Kasten ein Auffanglager für ein seelen- und stimmloses Operettenpublikum durften alle am Dienstag anwesenden schmerzvoll miterleben. Aber der Reihe nach.


Montag 07.12.2015
Anreisetag, Mit dem Zug über Brüssel und mit dem Eurostar durch den Tunnel ging es weiter auf die Insel bis nach London St Pancras. Nach kurzem Aufenthalt mit (Burger)Frühstück inklusive Bier ging es zum ersten Etappenziel weiter nach Birmingham. Und auch dort gibt es "überraschenderweise" den einen oder anderen netten Pub. Aber als Bonbon sogar auch noch etwas Fußball. Die Partie Aston Villa vs Derby County der U21 Premiere League stand auf dem Programm. Das ganze für lumpige 2 Pfund Eintritt und im wirklich sehr sehenswerten Villa Park.

Zur großen Freude gibt es Bier im Stadion was aber (natürlich)  icht mit auf die Tribüne genommen werden darf. Dazu gilt ebenfalls ein striktes Rauchverbot im Stadion. Das Spiel endete übrigens mit 2:1 für Villa, Aber wen interessiert das schon?


Dienstag 08.12.2015
Weiterfahrt nach Manchester. Im Hotel angekommen (25 Minuten Fußweg von dort zum Stadion) kurz die Sachen abgestellt und schon geht´s weiter zum, ja man kann es so sagen, protzigen Etihad Campus. Ein Sportkomplex, den sich City mit der Scheich-Kohle mal kurz für 200 Millionen Pfund neben das Stadion gerotzt hat. Dazu gehört das 7000 Zuschauer fassende Jugendstadion, nach dem sich so mancher Verein als Hauptspielstätte die Finger nach lecken würde. Unter den geschätzten 300 Zuschauern war unter anderem auch eine (oder mehrere) Schulklassen, die mehr Stimmung produzierten als die "großen Jungs" später am Abend. Endergebnis hier 1:1 nach Führung per Foulelfmeter inklusive roter Karte gegen City. Positive Randnotiz: der Eintritt hier war mit Besitz einer Karte für das Spiel am Abend kostenlos.



Zum Main Event der Tages ist eigentlich schon alles gesagt oder geschrieben worden. Erste Halbzeit grandios, zweite Halbzeit mit den Kräften am Ende und schließlich überrollt von City. Was die Stimmung angeht konnte dem Auswärtsblock aber niemand das Wasser reichen. Und ich behaupte mal, das war noch nicht mal der bestmögliche Support von unserer Seite. Da geht noch mehr. Für die "Stimmung" auf der Heimseite gibt es nicht viele Wort. Vielleicht nur das hier: Shame on you, City!
Bis auf die Torjubel war sowas wie Lautstärke nicht zu vernehmen. Dagegen sind Stadien wie Hoffenheim oder Wolfsburg echte "Hexenkessel". Die totale Bankrotterklärung aus dem Mutterland des Fußballs. Alles was diesen Sport auf der Insel einmal ausmachte, Stimmung, bedingungslose Unterstützung, Leidenschaft, all das war in keiner Sekunde präsent. Ein Armutszeugnis par Excellence. Das es nicht erst seit gestern so ist, war allgemein bekannt. Aber es ist schon trazurig, in welcher Deutlichkeit es einem hier vor Augen geführt wurde. Die Stadionkultur in Großbritannien hat sich abgeschafft. Lasst uns alles dafür tun, das so etwas in Deutschland nie passiert.