Bökelberg

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Montag, 15. Januar 2018

Raus aus der Komfortzone

Die 2:1 Niederlage im Derby am vergangenen Sonntag ist gefühlt der Tiefpunkt einer Entwicklung, die sich schon durch die gesamte Saison zieht. Wieder mal ein desolater Auftritt gegen einen Abstiegskandidaten. Und diesmal ausgerechnet gegen eine am Boden liegende Kölner Truppe, der man mit einem Sieg vermutlich den letzten Sargnagel eingeschlagen hätte. Es hätte so schön werden können. Aber das hätte es gefühlt schon einige Male und das saisonübergreifend. Doch eins nach dem anderen.
Die Mannschaft lässt nicht zum ersten mal den unbedingten Willen zum Sieg nicht erkennen. Es geht hier in keinster Weise darum, das man vermeintlich schwächere Teams in Grund und Boden spielt, aber ein gewisses Maß an Einsatz, Lauf- und Kampfbereitschaft kann man von einer Bundesligamannschaft schon erwarten. Nichts von alledem war gestern zu erkennen. So auch schon nicht in Freiburg, oder in Wolfsburg, oder in Dortmund, oder beim BL-Heimspiel gegen Leverkusen. Wenn Max Eberl sich über Unmutsäußerungen der Fans aufregt, so ist das zum einen zwar sein gutes Recht, zum anderen aber vielleicht auch ein wenig zu kurz gedacht. Natürlich ist es nicht in Ordnung gegen einen 19-jährigen Pfiffe wegen eines Rückpasses (Oxford im Spiel gegen den HSV) anzubringen. Es ist aber das gute Recht eines jeden Fans Kritik an der Einstellung der Mannschaft zu äußern, die des öfteren ein sehr groteskes Bild auf dem Platz abgibt. In den "Saure-Gurken"-Jahren als die Truppe jede Woche ums Überleben kämpfte haben die Fans auch vieles verziehen. Aber auch nur weil das Team sich vieles erkämpft hatte und es einfach nicht besser konnte mit den Asanins, Ulichs und Pletschs dieser Welt. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir her kommen" ist ja auch so eine Dauerschleife die man sich ständig anhören muss. Das tut auch keiner aber früher war auch nicht alles schlecht. Nun ist die Qualität des Kaders (zumindest in großen Teilen) deutlich besser als noch vor einigen Jahren aber bei viel Nachsicht mit den teilweise extrem jungen Spielern kann man trotzdem erwarten, das der Kampf und der Wille auch (oder gerade wenn) es spielerisch nicht so läuft immer zu erkennen ist. Da liegt vielleicht auch schon einer der größten Knackpunkte. Es fehlt an echten Führungspersönlichkeiten in der Mannschaft. Ein Typ an dem man sich reiben kann. Einer wie Granit Xhaka oder Martin Stranzl, einer der mal auf den Tisch haut, Tacheles redet und die Truppe mitreissen kann. Denis Zakaria könnte so jemand werden. Man kann allerdings nicht erwarten das er diese Rolle mit gerade einmal 20 Jahren schon imstande ist zu bekleiden. Ansonsten bleibt bei dem jüngst ausgebrochenen Jugendwahn nicht mehr viel an erfahrenen Spielern die das vielleicht nötige Quentchen "Drecksack" mitbringen. Ich sehe jedenfalls keinen. Stindl, Raffael oder Kramer sind zweifellos gute Fußballer aber eben nur auf die liebe Art.
Es ist natürlich durchaus richtig das ein Verein wie Borussia Mönchengladbach auf die Förderung von jungen Spielern setzt. Das bemängelt sicher niemand. Aber junge Spieler wachsen an Leadern mit Erfahrung und der nötigen Portion Abgewichstheit. Da sollte man in der nächsten Transferperiode genauso mal drüber nachdenken wie über die Verpflichtung eines bundesligatauiglichen Linksverteidigers. Stattdessen wird ein gegen Ende der letzten Saison bärenstarker Nico Schulz abgegeben, womit ein Oscar Wendt auf seiner Position konkurenzlos ist. Es wird in keinster Weise Druck (damit meine ich sportlichen Druck und Konkurenzkampf) auf Spieler aufgebaut. Alles soll nach möglichkeit schön harmonisch bleiben. Ist es ja auch. So harmonisch das ich kotzen möchte.
Manchmal habe ich auch das Gefühl es wird zuviel an Nebenprojekten wie dem Hotel oder neuen Funktionsräumen gearbeitet und in der Öffentlichkeit auch bis aufs letzte ausgeschlachtet, das die sportliche Komponente scheinbar zum Beiwerk verwaist. Womit wir beim aktuellen Trainerteam wären. Es ist auch Aufgabe des Trainers der Mannschaft die richtige Einstellung zu vermitteln und mit einer klaren Vorgabe auf den Platz zu schicken. Stattdessen hört man aber immer wieder die selben Aussagen (die beliebig austauschbar sind wie eben folgendes: "wir werden im Derby auf den Punkt da sein") wovon dann im Spiel faktisch nichts zu erkennen ist. Dieter Hecking mag ein ausgewiesener Fachmann sein aber den Beweis ist er in Mönchengladbach zumindest bisher schuldug geblieben. Denn die wirklich entscheidenden Spiele gingen allesamt verloren (EL S04, Pokalhalbfinale Frankfurt, Pokal Leverkusen, Derby). Das was Andre Schubert zuviel machte, betreibt Hecking zu wenig oder bisweilen gar nicht. Er hat (zumindest sehe ich das so) keinen Plan B. Die Mannschaft ist nicht in der Lage auf veränderte Umstände mit einem Systemwechsel zu reagieren. Wie bei der GroKo heißt es leider viel zu oft "weiter so". Das kann allerdings nicht der Anspruch sein. Mit Vincenzo Grifo wurde ein Spieler verpflichtet der ein ausgewiesener Standardexperte ist. Es stellt sich die Frage warum nahezu jeder Eckball von Oscar Wendt oder Hazard ins Nirvana gedroschen werden darf und eine Waffe wie Grifo hier nicht zum Zug kommt? Auch wenn Grifo spielerisch bisher nicht zu überzeugen wusste (mit der Ausnahme des Hoffenheim-Spiels) weiß doch eigentlich jeder Fußballfan das bei Eckbällen oder Freistößen immer was gehen kann.
Das zum Trainerteam auch der Torwarttrainer gehört dürfte klar sein. Und die Frage die man hier stellen muss ist: Welchen Torhüter hat Uwe Kamps besser gemacht? Richtig: keinen! Wen hat er schlechter gemacht? Richtig: alle!
Yann Sommer ist schon lange nicht mehr der große Rückhalt der er sein könnte. Er irrt teilweise durch den Strafraum und unhaltbare hat er schon lange keine mehr rausgefischt. Was wirklich schade ist denn vom Typ her muß man ihn einfach mögen. Vielleicht würde ihm eine Pause mal ganz gut tun. Ein neuer Impuls auf dem Trainingsplatz würde ihm (und auch uns) allerdings mehr helfen.
Was bleibt nach diesem völlig verkorksten Derby? Viel Wut, viel Enttäuschung. Viel Unverständnis was die mal wieder tolle Organisation des Ordnungsdienstes und der Polizei im und ums Stadion angeht (Stichwort Fahnenklau und ein gewisser Lukas P. der in seiner Funktion als Vorbild das ganze auch noch proletenhaft abfeiert). Vor allem bleiben viele Fragezeichen und ein Grummeln in der Magengegend wenn man an die kommenden Spiele denkt und das Geschwafel wieder von vorne los geht im ewigen Singsang "Wir sind in einem Entwicklungsprozess.....wir haben die Fehler klar analysiert und wissen woran es gelegen hat....wir werden zu 100% da sein........Bla bla bla......"
Aber wird sich wirklich was ändern?

Donnerstag, 8. Juni 2017

Was vom Fußball übrig bleibt....



Mit dem Ende der Spielzeit 2016/17 ist es für mich leider überdeutlich geworden. Leider ist nichts mehr so wie es mal war. Der Weg den der Fußball in den letzten Jahren eingeschlagen hat wird über kurz oder lang nicht der Weg ist, den ich noch lange mitgehen möchte. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige der so denkt. Zeit für eine Bilanz. 

Was ist passiert? Eigentlich nichts Überraschendes. Und genau das ist auch das Problem. Dass Borussia viele Höhen und Tiefen hatte in dieser Saison ist hinlänglich bekannt. Das als sportliches Highlight eigentlich nur das Spiel in Florenz hängen bleiben wird, umso trauriger. Man hat es auch im vierten Anlauf im Halbfinale nicht geschafft, den Sprung nach Berlin ins Finale hinzubekommen. Nackenschläge (wenn auch mit viel Pech) gegen Schalke, Derbyniederlage zuhause, Trainerwechsel, Verletzungssorgen, Dahoud-Wechsel, eine zerstrittene Fanszene, als Krönung der FC auf Platz 5 (sportlich sicher verdient, emotional eine Katastrophe). Man hat das Ende der Saison förmlich herbeigesehnt.  Aber selbst wenn Borussia ins Finale von Berlin eingezogen wäre, wieviel Aussicht auf Erfolg hätte man dort gehabt? Denn wenn wir mal ehrlich sind, ist der Finalist doch seit Jahren nur das Beiwerk für Bayern oder Dortmund. Und da fangen die Probleme doch schon an. Schaut man mal wer in den letzten Jahren alles das Finale bestritten hat verwundert es einen kaum, dass dieses eigentlich so tolle Fußballereignis seinen Reiz fast zur Gänze verloren hat. Zuletzt standen sich im Jahr 2011 dort zwei Mannschaften mit Schalke und Duisburg gegenüber, die nicht entweder Bayern oder BVB (oder gar beide) waren. Alleine in den letzten 4(!!!) Finalspielen stand der BVB. Das dieser nur das jüngste gegen Frankfurt gewann lag zum einen daran, dass man 2 Mal den Münchenern unterlag und das andere Mal (auch das wird den neutralen Fan kaum erfreuen) der Geldmaschine aus Wolfsburg. Es entwickelt sich also stetig in die Richtung, das mindestens einer von den Großen (dem DFB wäre sicher am liebsten jedes Jahr das gepushte und gehypte „German Clasico“ *kotz*) plus ein Verein der es irgendwie geschafft hat, sich durchzuwurschteln. Am langen Ende gewinnt eh der Favorit. Das neuerdings noch Birne Helene die Halbzeit als Plattform bekommt (vielleicht demnächst das Pokalfinale in der Pause vom Helene-Konzert ausspielen so wie es die Satireseite „Der Postillion“ meldete), ist zwar von schön ganz weit weg aber ich persönlich gucke mir das Finale schon seit Jahren nicht mal mehr im TV an.  Früher war der Pokal ein Wettbewerb, der es den kleineren Clubs ermöglichte, mal einen Titel zu gewinnen, mal International dabei zu sein auch als unterlegenes Team. Diese Zeiten sind passé. Dazu passt die Aussage von Herrn Grindel, der dem BVB den Sieg wünschte. Wenn schon der Präsident der „Saubermann-Organisation DFB“ solche Aussagen trifft vor einem Pokalendspiel, dann gute Nacht.

In der Bundesliga wird es ja sogar noch schlimmer. Denn auch hier gilt: den fetten Gänsen wird der Arsch geschmiert. 5 Meisterschaften infolge hat der FC Bayern nun gewonnen. Glaubt jemand ernsthaft daran, dass wir in den nächsten 20-30 Jahren einen anderen Meister außer Bayern, Dortmund oder Leipzig (man kommt aus dem kotzen nicht raus) sehen werden? Ich tu es nicht. Selbst beim Abstiegskampf erwartet uns genau das, was jeder befürchtet. Die Relegation ist ein Schutzschild für die „Großen“. Keiner konnte ernsthaft glauben das Wolfsburg den Gang in die 2. Liga antreten wird. Es war ziemlich klar, dass sich der VfL mit diesem Kader einfach in 2 Spielen gegen einen Zweitligisten Braunschweig durchsetzen muss. Zur Not hilft man mit einem mehr als fragwürdigen Elfmeter nach. Dass es in der Relegation eine Etage tiefer Mal einen Club mit 1860 München erwischt hat, der es aus so vielen Gründen (allen Voran wegen Herrn Ismaik) verdient hatte abzusteigen, ist dann fast schon nur noch eine Randnotiz. Aber an diesem Beispiel hat sich deutlich gezeigt, was ein Investor anrichten kann, wenn man sich ihm mit Gedeih und Verderb ausliefert. Ich hoffe, viele Vereine haben ganz genau hingesehen. Trotzdem bin ich auch hier davon überzeugt, dass unsere geliebte 50+1 Regel irgendwann fallen wird.
Gehen wir noch weiter runter, wird das ganze Trauerspiel mit der Relegation auf die Spitze getrieben. Die Aufstiegsspiele zur 3. Liga haben es mal wieder gezeigt. Als Meister der 4. Liga muss man einfach aufsteigen. Aber das ist dem DFB ja zu einfach. Außerdem lassen sich solche Spiele ja auch prima vermarkten. Zum einen hat man ja auch schöne Jubelbilder vom Aufsteiger, zum anderen kann man auf die „unverbesserlichen Idioten“ der unterlegenen Mannschaft schimpfen und sich wieder neue Strafen, Sanktionen oder Gängeleien ausdenken, weil in dem Moment der Entscheidung der Frust aus diesen Leuten herausbricht. Eine ganze Saison ist in diesem Augenblick nämlich für den Arsch. Das rechtfertigt natürlich weder Gewalt noch Sachbeschädigung, ist aber letztlich auch nur das Ergebnis dessen, was mit dieser Aufstiegsregelung kreiert wurde. Natürlich freut es mich, das mit Jena und Meppen zwei Kultclubs wieder im bezahlten Fußball sind. Aber Waldhof hätte es ebenso verdient gehabt. Oder Elversberg, oder Viktoria Köln. Das durch den Nichtausfstieg beider Clubs aus dem Südwesten sowie dem Abstieg von Mainz II und dem FSV Frankfurt in die Regionalliga Südwest der FC Homburg sowie der FK Pirmasens den Gang in die 5. Liga antreten müssen (mit anderen Worten 6 Absteiger aus der Südwest), darüber war in den Medien kein einziges Wort zu lesen. Ist halt Pech und c´est la vie!

Auch bei den großen Fleischtöpfen der Fußballwelt ist das Potential für Überraschungen erschöpft. In der Europa-League hat sich der Megafavorit ManU durchgesetzt. Das in diesem Wettbewerb noch am ehesten mit ein paar kleineren „Sensationen“ zu rechnen ist, bleibt aber dann auch schon die einzige Hoffnung. In der Champions-League kann man diese Hoffnung schon lange begraben.  Bisher ist es noch keinem Team gelungen, den CL-Titel zu verteidigen. Bis jetzt. Auch diese Statistik ist seit diesem Jahr und dem erneuten Triumph von Real Madrid Geschichte. Ich persönlich bin nie ein Freund der Großclubs gewesen. Von daher war die CL bis zu dem Moment an dem Borussia erstmals teilnahm für mich eher eine Veranstaltung der Kategorie „unter ferner liefen“. Aber ich hätte Gigi Buffon den Titel gegönnt, weil ich ihn als fairen Sportsmann und wahre Größe des Fußballs schätze. Stattdessen aber kommt es natürlich wie es immer kommt. Der Lachs aus Funchal mit der Nummer 7 und seine Spießgesellen, die in einem Jahr mehr verdienen als das Bruttoinlandsprodukt von Italien aufweist und für einen Club spielen, der in etwa so viel Schulden wie Uganda hat, stemmen den Henkelpott in die Höhe. Zum dritten Mal in den letzten 4 Jahren. Hui was ein Spaß. Ungefähr so viel Spaß wie ´ne Wurzelbehandlung ohne Betäubung.

Warum kotze ich mich so sehr darüber aus? Eigentlich weiß man doch in welche Richtung das Karussell sich seit Jahren dreht. Natürlich weiß man das. Man sitzt seit Jahren mit einer Dauerkarte mit auf dem Karussell. Aber langsam stellt man sich die Frage wann es an der Zeit ist von diesem Karussell abzusteigen. Das heißt nicht, nie mehr ins Stadion zu gehen. Dafür gehe ich zu gerne ins Stadion. Aber es fiel mir noch nie so leicht wie in dieser Saison, Spiele von Borussia zu verpassen (z.B. in der Zeit in Argentinien). Es gibt so viele Stadien in den unteren Ligen oder im Ausland, die ich noch nicht gesehen habe. Borussia kann ich zwar niemals ganz hinter mir lassen, aber ein Stück weit kann ich das schon. Denn die Entwicklung in den kommenden Jahren wird eher nicht zum positiven sein für den Fan und Stadiongänger. Im nächsten Jahr kommen Montagsspiele dazu. Zunächst nur 5 in der ganzen Saison. Aber das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein. Vielleicht sind es im Jahr darauf schon 10. Und was kommt dann? Ich will nicht an einem Montag ins Stadion gehen zu einem Bundesligaspiel. Schon gar nicht Auswärts in Augsburg oder zu Spielen mit ähnlich weiter Anreise. Ich will mir nicht mal ein Heimspiel auf ´nem Montag ansehen. Ich möchte am Wochenende ins Stadion gehen. Ich möchte mein Bier und meine Bratwurst genießen. Am besten mit dem Nahverkehr anreisen. Ich möchte Spaß haben im Stadion. Geht das noch ab Liga 2 aufwärts? Wahrscheinlich nicht immer und in den kommenden Jahren immer weniger. Wenn es nur darum geht, Fußball zu gucken gibt es genug Alternativen. Dann wäre es vielleicht eine Überlegung wert, öfter mal Spiele von Rot-Weiß Essen, Wattenscheid, Oberhausen oder dem Bonner SC (oder welchem unterklassigen Club auch immer) zu besuchen. Sich frei zu machen von dem ganz großen Fußball. Zurück zur Basis zu gehen. Hin und wieder mal ein Wochenende im Ausland zu verbringen und da das eine oder andere Spiel zu verfolgen. Das kann zumindest ein Weg sein, sich den Fußball ein Stück weit wieder zurück zu holen.